Fragen der schulischen und beruflichen Ausbildung und der gewerblichen Praxis im Lehmbau standen unlängst beim ersten Lehmbau-Symposium in Tirol im Rattenberger Malerwinkel im Mittelpunkt.
Der “neue alte” Rohstoff Lehm feiert in den letzten Jahren ein bemerkenswertes Revival in Bau und Handwerk. Dieses Revival des ökologisch besonders wertvollen Baustoffs stellt jedoch die Ausführenden vor große Herausforderungen, denn das Wissen um die Verarbeitung und Anwendung und die Ausbildung von Fachkräften ist zur Zeit nicht durch strukturierte und genormte Ausbildungswege gesichert. Fachleute aus Österreich, Deutschland und Italien kamen bei diesem fachlichen Austausch zu aktuellen Fragen des Lehmbaus zusammen, zu dem der Verein Netzwerk Handwerk in Kooperation mit Netzwerk Lehm und der ARGE Lehmbau geladen hatte und an dem Experten der Universität für Bodenkultur und der Technischen Universität Wien, des Bundesdenkmalamtes (BDA) / Kartause Mauerbach, der Wirtschaftskammer, Fachfirmen und Berufspraktiker teilnahmen. Das von Hubert Feiglstorfer (TU Wien) und dem Tiroler Maler-Innungsmeister Rainer Höck geleitete Symposium mit dem Titel „Lehmbau in Österreich: Vermittlung und Lehre“ setzte sich einen breiten Diskurs zur professionellen Anwendung für Planer*innen und Ausführende zur professionellen Verarbeitung von Lehm als Baumaterial zum Ziel.Die gewerbliche Tätigkeit als Lehm-Expert*in, Möglichkeiten der Ausbildung von Handwerks-Fachkräften und die schulische und akademische Wissensvermittlung zu Lehm und Lehmverarbeitung waren Schwerpunkte dieses Symposiums. Dabei wurde der Blick auf die derzeitige Situation am Arbeitsmarkt sowie im Bildungsbereich und Entwicklungsmöglichkeiten auf regionaler und europaweiter Ebene erörtert. Wesentlich seien die Aufnahme der Lehmbau-Thematik in die Ausbildungsordnungen und die Vermittlung von Grundlagen der Theorie und Praxis in den Berufsschulen, so der Befund des Forums. Diskutiert wurde auch eine einschlägige Fachausbildung zum Lehmbau-Facharbeiter (mit Ausarbeitung für die jeweiligen Berufsgruppen laut Gewerberecht), Weiterbildungsangebote im WBZ Kartause Mauerbach (BDA), ein Lehrhandbuch als harmonisierter Lehrstoff für alle und eine umfangreiche Thematisierung zum Lehmbau bei allen NQR-Levels.