Der für sein hochwertiges Handwerk bekannte Bregenzerwald war das Ziel der ersten Exkursion von Netzwerk Handwerk im Jahr 2020, zu dem die EU-geförderte Initiative für Handwerkskultur und Gestaltung Mitglieder, MitarbeiterInnen und interessierte Freunde geladen hatte. Die Juppenwerkstatt Riefensberg, der Holzschuhmacher Devich in Hittisau, der Werkraum Bregenzerwald in Andelsbuch und die BUS:STOP.TOUR Krumbach waren die Stationen der Tagesreise, die bei herrlichem Wetter auch die landschaftlichen Schönheiten des Arlbergs, des Hochtannbergs und des Bregenzerwaldes genießen ließ und Gelegenheit zur Auseinandersetzung mit der Vorarlberger Baukultur bot.
Als kundige Reiseleiterin (ihre Familie stammt aus dem Bregenzerwald) fungierte die Volkskundlerin und Trachtenexpertin Dr. Angelika Neuner-Rizzoli, Mitkuratorin der Ausstellung "Falten, Krausen, Plissee" in der Juppenwerkstatt und Moderatorin der Trachtendiskussion von Netzwerk Handwerk im Herbst 2019. Die Juppenwerkstatt Riefensberg ist eine einzigartige Einrichtung, die sich der Pflege und der Erhaltung der Bregenzerwälder Frauentracht (“Juppe”) verschrieben hat und ein großartiges Beispiel wie man Themen der regionalen Kultur für Einheimische und Gäste interessant aufbereiten und entsprechend präsentieren kann (Architektur).
Die von Martina Mätzler gegründete und geleitete Manufaktur hat nicht nur die museale Bewahrung, sondern auch die Weitergabe des handwerklichen Wissens um die Herstellung der Tracht zum Ziel und bietet einzigartige Einblicke in die Produktion der Juppe, deren einzigartige Plissee-Stoffe in der Manufaktur auf über 100 bis 150 Jahre alten Maschinen hergestellt werden. Frau Mätzler konnte 2003 die Maschinen und vor allem das Wissen um die Herstellungsprozesse vom letzten Erzeuger der Juppen für die Nachwelt retten und in der Juppenwerkstatt als lebendige Schaumanufaktur erhalten.
Gemeinsam mit Kuratorin Dr. Angelika Neuner-Rizzoli und Mag. Maria Rose Steurer-Lang unternahm Martina Mätzler mit den Tiroler Besuchern eine Reise in die Geschichte der Juppe und der älplerischen Tracht. Besonders interessant war die Demonstration der bis zu 150 Jahre alten Maschinen, auf denen nach wie vor die Stoffe für die Juppen hergestellt wird. In der Werkstatt wurden auch von einer Mitarbeiterin die Besonderheiten und Herstellung der unterschiedlichen Bregenzerwälder Trachtenhüte demonstriert.
Weiters wurde die Holzschumanufaktur Devich besichtigt – diese hat sich auf die Produktion auf Holzschuhe, wie sie früher auch bei uns in fast jedem Ort hergestellt und bei der täglichen Arbeit verwendet wurden, spezialisiert. Devich produziert die Holzschuhe in einer zeitgemäßen Umsetzung und Gestaltung und schaffte dadurch ein weltweit gefragtes Nischenprodukt. Übrigens – in der Holzschuhmanufaktur Devich sind auch Lammfellprodukte von Netzwerk-Handwerk-Mitglied Martin Trenkwalder, Gerberei Trenkwalder aus Scheffau i.T., vertreten.
Ein kurzer Abstecher führt die Gruppe zum Werkraum Bregenzerwald – immer ein lohnendes Ausflugsziel. In den Räumen des Werkraums wurde eine „Lehrwerkstatt“ installiert, die von Schulen aus der Region in Zusammenarbeit mit den Handwerkern aus dem Bregenzerwald genützt wird – ein Vorzeigebeispiel in Bezug auf Ausbildung im Handwerk.
Spannend war auch die BUS:STOP.TOUR Krumbach, zu der sieben der weltbesten Architekten mit Handwerkern aus der Region Bushaltestellen gestalteten. Der Rückweg führte über Schwarzenberg – wo die typischen Bregenzerwälder Holzhäuser und die meisterhafte Handwerkskunst der Region zu sehen war. All dies sind großartige Beispiele, wie der Tourismus die Themen Handwerk, Design und Architektur nützen kann.
Abgeschlossen wurde die Fahrt mit der Einkehr in das traditionsreiche Gasthaus zur Gemse in Zams, einem Musterbeispiel für Kulinarik aus und in der Region.
Fotos: Albin Ritsch